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Großartige Geschichten


(@Anonym)
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Hallo zusammen,

für alle, die die fantastische Stimmung am Samstag noch mal genießen wollen: Die Geschichten des Schreibworkshops.

Ich möchte an dieser Stelle noch mal allen Teilnehmern danken. Ihr wart toll. Steffi, Michael und mir hat dieser Workshop sehr viel gegeben. Die Stimmung, eure Bereitschaft, die Kreativität in Euch zu entdecken und die grandiosen Ergebnisse.

Hier also noch mal für alle die einzelnen Geschichten:


   
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(@Anonym)
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Am Lagerfeuer

Es war ein schöner Sommerabend. Die Sonne schien den ganzen Tag. Alle Kinder des kleines Ortes Weiherhofen, sieben an der Zahl, saßen müde um das Lagerfeuer herum. Sie hielten Würste, die auf Stecken gespießt waren in das züngelnde Feuer. Alle waren sehr müde und hungrig, denn sie hatten den ganzen Tag am Weiher getobt. Die Wärme des Feuers verbreitete ein wohlig, warmes Gefühl auf der Haut.

Klaus eines der sieben Kinder, die zwischen neun und elf Jahre alt waren, lehnte angekuschelt an seine Mutter, die den Arm um ihn gelegt hatte. Er bemerkte, wie seine Augen immer kleiner wurden. Der Spieß mit den Würstchen senkte sich ins Feuer. Klaus zuckte ihn wieder hoch und versuchte seine Augen offen zu halten. Dies schaffte er auch noch einige Zeit. Und so zuckte sein Stecken, an dem das Würstchen schon ganz schwarz war, in immer längeren Abständen ins Feuer, bis es schließlich darin lag.

Die Mutter hatte gemerkt, dass Klaus schlief und ließ das angekohlte Würstchen und den Spieß im Feuer. Klaus sollte in Ruhe schlafen, während sie sich mit ihren Nachbarn weiter unterhielt.

Plötzlich sah Klaus in den dunklen Sternenhimmel. Etwas kam von dort oben genau zu ihm herunter. Es war eine Sternschnuppe. Sie wurde schneller und schneller – und fiel mit Funkenflug mitten ins Feuer.

„Mama!“ rief er aufgeregt. „Hast du die Sternschnuppe gesehen?“ Aber die Mutter beruhigte ihn und sagte nur „Da war doch nichts.“ Klaus lies nicht locker und sagte „Siehst du den silbernen Glanz im Feuer?“ „Das sind doch nur Kartoffeln in Alu-Folie“ sagte die Mutter.

Klaus war nicht zu beruhigen! Außer ihm hatte niemand die Sternschnuppe gesehen. Er fischt ein Stück des silbrig glitzernden Teiles aus dem Feuer und legte es in eine Dose. Das Teil war sehr heiß.

Als Klaus mit seiner Mutter zu Hause ankam legte er die Dose auf sein Nachtkästchen neben dem Bett. Er war sicher, dass er einen Teil einer Sternschnuppe hatte.

Und diese Geschichte von der heruntergefallenen Sternschnuppe erzählte er seither immer wieder, wenn er am Lagerfeuer saß. Als Beweis zog er dann immer das Stück Folie aus seiner Hosentasche und zeigte es seinen erstaunten Zuhörern.


   
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Ja, sie leben. Weil sie noch nicht gestorben sind. Irgendwie leben sie. Zugegeben, Marion will lieber Maiglöckchen und hat bisher vorwiegend Gänseblümchen ergattert. Aber wenigstens weiß sie, was sie will. Matthias hingegen läuft sogar davor, hat vom Tag zu Tag dahin leben vielleicht vergessen, dass er jemals etwas gewollt hat. Auch Marion hat er mal gewollt. Jetzt verfolgt er am liebsten das Leben der Anderen. In den Büchern, die er liest, den Filmen, die er schaut. In den Fantasyspielen, mit denen der er nächte- und wochenendenlang seinen Rechner malträtiert. So leben Marion und Matthias. Irgendwie.

Matthias war einmal ein Hauch von Maiglöckchen für Marion gewesen, früher in eben diesem Leben. Doch dieser blumige Duft ist jetzt und heute schon ganz verweht. Matthias riecht nach frischen Hemden, die Marion ihm jeden Morgen akkurat gebügelt über dem gewissen Stuhl bereit legt. Und wenn er an jedem Arbeitsmorgen einen Kuss auf ihrer Wange abspult, riecht er nach Kaffee und meist auch nach Salamibrötchen. Matthias hingegen weiß gar nicht mehr wie Marion duftet. Und doch könnte er wissen, dass Marion noch immer nach Aprikose und Vanille riecht, besonders dann, wenn sie ihm liebevoll die Pausenbrote zubereitet, die er in den Schulpausen routiniert verspeist. Oder wenn sie voller Sorgfalt zu Familienfesten das Haus wienert und dekoriert. Oder auch einfach, wenn sie seine Hemden aufbügelt.

Und so leben Marion und Matthias auch an diesem Morgen. Wie an jedem Morgen. Schweigen und Zeitungsrascheln am Frühstückstisch. Marion schenkt aufmerksam noch ein Tässchen Kaffee nach. Schließlich ein hektischer Aufbruch: „Schatz, schon wieder so spät. Wünsch Dir nen schönen Tag. Bis heut Nachmittag dann,“ sagt Matthias, während er Marion flüchtig einen Kuss aufhaucht, in Gedanken schon bei der ersten Schulstunde. Türenknallen. Marion überlegt, dass sie gern am Wochenende einmal wieder richtig gemütlich mit Matthias frühstücken würde. Bei Kerzenschein und gekochten Ei. Sechs-Minuten-Eier wie Matthias sie gern mag. Und dann könnten sie vielleicht einmal wieder Schwimmen und in die Sauna gehen wie sie das früher öfters getan hatten. Doch, hatte Matthias nicht etwas von einer LAN-Party erzählt, die das ganze Wochenende dauern könnte? Okay, dann also doch wieder mit Steffi...

In diese Gedanken hinein fällt Marions Blick plötzlich auf etwas Silberfarbenes. Matthias hat sein Pausenbrot vergessen! „Vielleicht schafft ich es ja noch,“ springt Marion rasch auf und hastet, sich flugs den Mantel überwerfend aus der Haustür. Matthias hat den Peugeot bereits rückwärts aus der Garage manövriert und will schon losfahren. Marion winkt heftig. „Ja, er hat mich gesehen und hält an.“ Schnell spurtet sie den Gartenweg entlang, den Fokus auf Matthias. Gleich ist sie bei ihm. Er hat das Fahrerfenster schon hinuntergekurbelt, lächelt.... Doch was ist das? Er verzieht sein Gesicht qualvoll, scheint etwas zu rufen.

Und da ist plötzlich dieser andere Wagen, der unausweichlich näher kommt. Wahrnehmung in Zeitlupe, alles in Watte gepackt. Der Vorhang fällt. Stille. Zappenduster. Meeresrauschen. Licht. Tanzende Farben. Stimmen im Hintergrund. Wieder Stille. Zeitlos. Schweben.

....

Piep! Tsch! Irgendwo aus der Ferne wieder Piep! Tsch! Jetzt schneller Piep! Tsch! Im Takt und immer schneller. „Ist das mein Körper, der da liegt? Bin ich da drin? Wo bin ich überhaupt?“ Langsam und zaghaft öffnet Marion die Augen. Autsch viel zu grell, lieber noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen bleiben, einfach den Körper auf dem Bett unter der zu steifen Bettdecke spüren und dem Piepen lauschen. Da eine Stimme. Matthias. Leise, zärtlich. „Marion, Du bist wieder da.“ Langes Schweigen. Ein Schluchzen. Dann stammelt er: „Ich hatte solche Angst um Dich.“ Marion schlägt langsam die Augen auf. Versucht zu lächeln und Matthias Hand zu streicheln, soll „Wird schon wieder“ heißen. Langes Schweigen. „Ach, Marion, ich bin so froh, dass Du wieder da bist. Jetzt holen wir Alles nach, okay?“ bricht es aus Matthias hervor. Da nimmt Marion plötzlich eine Duft war. Unverkennbar. Es duftet nach Maiglöckchen. Zum ersten Mal in ihrem Leben. Ganz.


   
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Tja, wie soll ich anfangen? Wie soll ich beschreiben, was da dieses Jahr an Ostersamstag passierte? ... Nun ja, ich will mich ja nicht selbst loben, aber zumindest der Tagespresse war die Geschichte eine ausführliche Reportage wert. Und für einen Studenten der Kommunikationswissenschaften, der in Abdruckwert und Äquivalenzwerten – also dem in Relation setzen von Anzeigen und Berichterstattung denkt - ist das echt viel wert. Die Marke „Rolf Hasenbein“ ist etabliert. Nun, aber meine Freundin Sabine würde nicht weiter erwähnen, dass ich mich im Frühjahr erfolgreich als Osterhase betätige. Auf Geburtstagsparties findet sie immer die Geschichte erzählenswert, dass ich neulich das IKEA-Regal schließlich in einem halben Tag zusammengebaut bekommen habe, dann aber feststellen musste, dass ich es erst noch an die schiefe Wand angleichen musste. Ich weiß auch nicht, warum sie meint, das würde mich und mir wesentliche Charakterzüge exakt wiedergeben....

Ach ja, habe ich fast vergessen und doch halb erwähnt: Ich bin Rolf Hasenbein, brötchenerwerbsmäßig als Weihnachtsmann tätig. Und seit diesem Frühjahr auch als Osterhase.

Ich dachte mir nicht viel dabei, als an einem verschlafenen Frühjahrs-Vormittag kurz vor Ostern plötzlich das Telefon klingelte. Als ich noch halb schlaftrunken auflegte, wurde mir plötzlich gewahr, dass ich soeben zugesagt hatte, am kommenden Ostersamstag bei Super Schluppke, der neuen Filiale der bekannten Supermarktkette, den Osterhasen zu mimen. Und das, wo das noch die Hausarbeit zum Themen Feldstudien auf dem Schreibtisch lauerte von mir erstellt zu werden.

Sie müssen wissen, ich nehme es mit meinen Jobs immer sehr genau. Bevor ich zum ersten Mal den Weihnachtsmann mimte, besichtigte ich erstmal den Hauptstandort von Coca Cola, den da ist er ja entstanden, Mr. Christmas. Und so wollte ich es auch mit dem Osterhasen halten. Dazu konnte ich gut gut eine Brücke zu meiner Hausarbeit schlagen. Feldstudien. Okay, eine erste Feldstudie der hoppelnden Langohren im Stadtpark brachte erstmal nichts. Sie waren ständig auf der Flucht, so dass die Aktion „Hasen in natura erwischen“ darin endete, dass meine neue Nikes vor Schlamm triften, da sich ein ebensolches Loch – es den Hasis gleichtuend – hinterhältig im Gras versteckt hatte.

Doch dann fiel mir ein, dass ja die Eltern meines Kommilitonen Christofer einen Bauernhof besaßen und so, entschloss ich mich, dort meine Feldstudien fortzusetzen. Dort widmet ich mich eine volle Stunde lang dem Studium von Gestik, Mimik und Bewegungsmustern der possierlichen Hoppeltierchen. Bald hatte ich auch schon ein hübsches Exemplar ausgemacht, und ahmte eifrig seine Hüpfbewegungen nach. Leider hatte ich dabei die frisch gefüllten Milchkannen übersehen, so dass sich nicht nur über den Hof, sondern vor allem über mir die weiße Flüssigkeit ergoss, so dass ich eher wie ein Schneemann denn ein Osterhase aussah. Das reichte mir erstmal. Eigentlich hatte ich noch vorgehabt, auch den Hühern einen Besuch abzustatten, um dort zu untersuchen und zu beobachten, wie denn die lieben Hühner mit ihren Eiern umgehen. Schließlich ist dieses Wissen für einen Osterhasen ja nicht unerheblich. Doch mit Milch übergossen, vertagte ich dieses Vorhaben auf das nächste Frühjahr, wenn wie ein Osterhasen-Job anstehen sollte.

Nachdem ich drei Tage lang meine Forschungsergebnisse überarbeitet, durchdacht und verdichtet hatte, – das abschließende Resümieren kostete mich zwei Latte Macchiatto in der Eisdiele – entschloss ich mich am Gründonnerstag, das von mir im Verleih reservierte Hasenkostüm etwas früher abzuholen. Jetzt fühlte ich mich gewappnet, einem Osterhasen gerecht zu werden. Bei der Anprobe stellte ich fest, dass ich mich in den Hasenfüßen – Größe 56 – nur in zehn Paar Socken würde bewegen können. Als ich mich dann das erste Mal als Hase verkleidet im Spiegel betrachtete, sah ich nahezu meinen Kommilitonen Jan-Philipp vor mir, was mir einen heftigsten Lachflash bescherte.

Am Ostersamstag morgen war ich mächtig aufgeregt, als mich der Geschäftsführer Herr Schluppke persönlich in Empfang nahm und in die Garberobe geleitete. Vielleicht ist es dieser Aufregung zuzuschreiben, dass ich beim Umziehen wegen der großen Hasenfüße, die eher Kanus denn Schuhen glichen, plötzlich beim Umdrehen ins Wanken geriet und dabei mein Hasen-Nasen-Schminkfläschchen umschmiß. Und doch schwante mir schon da Übles...

Doch ich hatte keine Zeit dafür, noch länger darüber nach zudenken. Im selben Moment klopfte es ein der Tür und ein Mitarbeiter drängte darauf, ich solle mitkommen, da die Kunden schon spannungsfroh den Osterhasen erwarteten. Ich bin ein höflicher Menschen, Verzeihung Osterhase. Selbstverständlich verbeugte ich mich vor den Kunden. Doch.... Das war wohl die falsche Bewegung. Einem Domino gleiuch, warf ich damit einen Osterdekobaum um, der auf ein improvisierten angerichteten Tisch landete, der in die Höhe schnellte und und wiederum einen fünf Meter hohe Osterei-Pryramide traf, die als Geschenk auf die Kunden wartete. Sie können sich vorstellen, was passierte: Abertausende von Schoko-Ostereier kullerten fröhlich in allen möglichen Gängen des Supermarktes herum. Herr Schluppke, vorher so freundlich zu mir gewesen, sah auf einmal wie ein Karpfen aus, der zu lange an der frischen Luft gewesen war und dringend wieder in seinen Teich hüpfen wollte. Und ich war froh, dass ich mich in diesem Osterhasen-Kostüm verstecken konnte. So musste ich meinen Kopf nicht in den nicht vorhandenen Sand stecken.

Doch, dann geschah das auch für mich unerwartete. Als Kommunikationswissenschaftler bin ich ein äußerst flexibler Mensch, auch wenn ich für manche Entscheidungen manchmal tageslang Feldstudien benötige. Hier passte ich mich ideal an die Siotuation an. Ich hörte mich fröhlich begeistert rufen: „Liebe Kundinnen, liebe Kunden, bevor unser Kassenbänder rollen, rollen jetzt die Eier für Sie. Greifen Sie zu! Das besondere Geschenk nur für Sie“ Und so dachten die Kunden tatsächlich, diese Aktion wäre geplant gewesen! Ich nahm so Wortfetzen wahr wie: „Ach, Mensch, das ist ja originell!“ Und dann kam irgendwann die Presse und bat um ein Exklusiv-Interview mit den Stunt-Osterhasen.

So wurde dieser Unfall denn auch am Dienstag im Feldhäuser Wochenblättle als Ereignis der Ostertage. Und seitdem steht mein Telefon nicht mehr still. Ich glaube, meinen Job als Weihnachtsmann kann ich langsam an den Nagel hängen. Alle wollen mich schon ein Jahr vorher als Osterhasen buchen. Am liebsten ganz exklusiv. Prämien, Recherchereisen und Dienstwagen inklusive. Sie haben nur eine Bedingung: Sie wollen ihn wieder. Den Osterhasen-Stunt.


   
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Der Tag wäre ganz normal verlaufen, wenn nicht das Auto durch die Decke gekracht wäre. Hermann saß mit seiner Frau Anna am Küchentisch und wollte Frühstücken. Da krachte es gewaltig und der Küchentisch war vom Auto bedeckt. Das Frühstücksei – gerade frisch geköpft – war verschwunden. Nur dunkles Eigelb lief Hermann an seinem Bart herunter.

Ein schwarzer Ferrari stand Mitten in der Küche. Plötzlich machte es Ping und der Kofferraum des schweren schwarzen Autos sprang auf. Heraus kullerte eine Kugel. Sie rollte und rollte, bis sie mit einem Dong an der Tür des Kinderzimmers von Charlotte-Luise. CL erschrak. Sie saß in Ihrem Zimmer und machte Hausaufgaben. Langweilige Mathematik das sagten sogar ihre Eltern.

Mathematik ist wie ein Schein durch eine dreckige Brille dachte sich CL. Aber was war das. Woher kam der Dong.

Sie öffnete langsam die knarrende Tür. Aber dort war niemand, wunderte sie sich. Als sie auf den blanken Holzboden schaute, saß sie das Etwas. Was war das, fragte sie sich?

Sie hob das Etwas auf. Es ist rund. Sie betastete die helle leuchtende Kugel. Sie sah einen großen leuchtenden Regenbogen auf der Wand gegenüber. Häääh, dachte sie sich. Die Sonne schien vom Fenster links direkt auf die Kugel.

CL erkannte einen riiiiiesigen Diamanten. Huch dachte sie sich. Und plötzlich erinnerte sie sich an den ersten, lauten Knall davor. Sie lies die Kugel fallen. Doing machte die Kugel und ein langer großer Kratzer war im Boden.

CL rannte in die Küche und sah den Ferrari. Der Dampf stieg aus dem Motorraum. Schhhhhhhh machte es und CL erschrak. Sie sah das Eigelb vom Bart Ihres Vaters tropfen. Lauter kleine gelbe Flecken waren auf dem frisch geputzten Küchenboden. Mitten auf die weißen Kacheln.

Ihre Eltern waren erstart. Sie bewegten sich nicht. CL schrie und schrie. Aber es half nichts. Sie holte einen Eimer kaltes Wasser und schüttete es auf Ihre Eltern. Auch das half nichts.

Sie war den Tränen nah. Was sollte sie tun.

Sie rannte aus dem Haus und über die Straße. Sie klopfte auf die Tür Ihres Nachbarn. Herrn Hubert von den Pimpf. Niemand öffnete. Aha, dachte sie, Hubis Balkontür ist immer offen. Sie rannte um das Haus und die Balkontür war offen. Sie rannte hinein und da wa niemand. Stopp. In der Küche stand Hubi. Aber auch er bewegte sich nicht.

CL hatte noch mehr Angst. Was war das. Das kannte sie nicht. Ah dachte sie und ging zum Telefon. 112 wählte sie. Doch es tat sich nichts, das Telefon war tot.

Das war zuviel für CL. Sie sank auf den Boden. Was sollte sie tun. Sie heulte und heulte.
Das war zuviel für sie. Aber sie merkte, dass es kalt war. Sie fröstelte. Da rannte sie zurück in Ihr Zimmer.

Sie stolperte über die Kugel. Sie leuchtete immer noch. Aber die Sonne schien doch gar nicht mehr.

Sie entdeckte, dass die Kugel sich geöffnet hatte. Die Seiten lagen neben der Kugel. Innen drin leuchtete die Kugel rot. Dunkelrot. So stark wie sie es noch nie gesehen hatte.

Was tun?

Sie rennt aus dem Haus. Zum anderen Nachbarn. Prof. Dr. Aloisius Schmitt. Der saß im Garten in seinem gelben Schaukelstuhl. CL rief. Aber Aloi antwortete nicht. Sie hechtete über den Gartenzaun. Sie lief zu ihm hin. Sie rief ihn und riiiief. Nichts passierte.

Sie rüttelte ihn. Nichts.

Was war passiert.

Selbst Dr. Hängenase von Oberbrücken, sein Untermieter, der immer sportelte stand bewegungslos auf seinem Balkon. Die Sporthose leuchtete rosa. Er bewegte sich nicht.

CL war verzweifelt.

Sie wusste nicht was sie tun sollte.

Sie rannte in Ihr Zimmer zurück. Und sie sah die rote Kugel.

Es stieg eine grenzenlose Wut in ihr auf. Sie schrie und nahm die Kugel in Ihre rechte Hand.

Sie schleuderte die Kugel an die Wand und die Kugel explodierte mit einem lauten Knall.

CL tat alles weh. Sie lieg auf dem Boden und das dicke Mathebuch lag auf ihr. Was ist los? Sie stand langsam auf.

Sie lief in die Küche und sah Ihre Eltern fröhlich und lachend am Frühstückstisch. Hermann spielte mit der Fernbedienung seines neuen schwarzen Spielzeugferraris.

CL war bei der langweiligen Mathe eingeschlafen und hatte tief und tiefer geträumt.


   
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Am Montag Nachmittag ging ich bei strahlendem Sonnenschein mit Martha in den Zoo. Martha ist eine bildhübsche Tochter einer Mieterin, Marie, meines dicken Freundes Eberhart. Eberhart bat mich an einem Sonntag, nächsten Montag mich um Martha zu kümmern, da er mit ihrer Mutter einen Ausflug machen wollte. Er hatte hohe Ziele mit ihr und wollte hoch hinaus. So wollte er sie auf einem Flug über den höchsten Berg, der weit und breit bei uns war, einladen und um ihre Hand anhalten. Das sollte genau auf der Mitte über dem Berg geschehen. Er hatte alles schon in Minutenabschnitten geplant und war sich seiner Sache ganz sicher. Ich war für die Tochter eingeplant, die ich vorher gar noch nicht so gut kannte. Da er ein guter Freund war und die Tochter wohlerzogen aussah sagte ich ja.

Als ich Martha abholte, war ich mir gar nicht sicher, wie ich mit ihr umgehen sollte. Ich dachte mir „sie zu, wie du den Tag rum bekommst und versuche erst gar nicht nett zu sein. Ich dachte mir: Was hätte ich so alles Schönes machen können... Eine Motorradtour mit dem Kumpel oder mal das Cabrio putzen und ein paar heiße Bräute aufreißen.“ Statt dessen war ich nun im Zoo.

Als ich Martha abholte, kam sie schon strahlend auf mich zugelaufen. Ihr strahlendes blondes Haar flatterte glitzernd im Wind. Sie schloss mich in die Arme und war überglücklich. Ich konnte sie nicht verstehen. Konnte ich mit Kindern doch gar nicht umgehen und hatte nun eine zwölfjährige im Arm, die mir das Gefühl gab, sie ist glücklich, nur deswegen, weil sie etwas mit mir unternehmen durfte. Mir kam das alles spanisch vor. War ich doch ein wenig eifersüchtig auf Eberhart, der mit der bildhübschen Mutter von Martha alleine im Flugzeug unterwegs war. Nun stand ich da und wusste nicht, was mit mir geschah. Auch im Zoo war sie immer an meiner Seite. Sie war interessiert an all den vielen Tieren und fragte mich dies und das. Doch ich schien ihr wichtiger zu sein, als alles andere im Zoo. Schaute ich mich gelangweit um, war sie sofort wieder an meiner Seite, und brachte mich zum Lachen. Es war ein schöner Tag, der mein Leben veränderte.

Ich glaube, ich brauche euch nicht zu sagen, wer die Mutter dann geheiratet hat. Und nun jeden Tag mit seinen Kindern verbringt.


   
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„Piss die Wand an“, entfuhr es mir wie eine Flatulenzeruption nach einem Teller saftiger Bohnensuppe. Haltet mich nicht für ordinär. Aber was mir da meine Aphrodite erzählte, sprengte meine Vorstellungskraft.

Wir hockten wie jeden Tag vor dem Hannoveraner Hauptbahnhof und vernichteten Herrenhäuser Urpils.
„Asoziale Drogenpunks, geht arbeiten“, zischte uns ein nadelgestreifter Spießer an.
Was hatte denn Koksnase zu tönen? Uns kam nichts Härteres als Alk in die Tüte. Davon aber gerne ein wenig mehr.
„Peace, Alter. Hasse ma nen Euro!“ durfte er Zeckes ausgestreckten Stinkefinger bewundern. „Fuck you!“
War meine Dulzinea nicht göttlich, schwoll meine Brust vor Stolz. Mr. Smart versuchte, mit einer in seiner Welt abschätzigen Handbewegung seine Spießerfassade aufrecht zu halten. Insgeheim bewunderte er uns, da war ich mir sicher. Endgeil.
„Erzähl noch mal“, strich ich Zecke über den zuckertinkturgehärteten Iro.
„Halt dich fest“, rotzte mein Erdbeertrüffelchen auf die Betonplatten der Nazigesellschaft.
„Ich fahr sonnen Langeweiletrip und füll son fucking Preisausschreiben aus. Wat ist die Hauptstadt Niedersachsens. Hannover war vorgegeben. Braunschweig passte da nicht. Nix bei gedacht. Und heute bringt der Ernie von der Post son Brief. Ich hab gewonnen. Aber nicht die 5000 Lappen. Nee, dritter Preis. Eine Woche im Schrebergarten für lacko. Holy Shit. Da gewinnste schon mal was, und dann sonnen Dreck.“
„Hey, ist doch megascharf“, konnte ich mich vor vibrierender Begeisterung kaum am Herrenhäuser Göttertrunk festhalten. „Ist doch so, als ob Sid Vicious und Joey Ramone in der Hölle ne gemeinsame Band gegründet hätten. Hammergeil. Hab ich nie erzählt, aber ich steht voll auf dieses Naturzeux. Da hocken wir uns ne Woche ins Grüne und kippen uns ein paar Bier in die Birne und ab die Post.“
„Schrebergarten? Hast Du dir die letzten Gehirnzellen weggesoffen?“, warf Zecke eine leere Pulle in die Betonlandschaft. „Da wackeln die letzten Spießer rum, falls sie noch wackeln. Liegen eher scheintot in der Ecke.“
Doch die sedierende Wirkung des Hefetrunks, die hannoveraner Sommersonne und mein strahlendes Charisma überzeugten meine Angebetete. Der Urlaub war gebucht. Eine Woche Party in der Schrebergartenkolonie an der Stadtgrenze zu Laatzen.

Es dauerte etwa vierzehn Tage, bis mein Cappuchinoschäumchen das Organisatorische geklärt hatte. Dann fischte Zecke das folgenschwere Schreiben aus dem grauen Blechbriefkasten unseres noch graueren Wohnklos.
„Sehr geehrte Frau Zeckmann. Wir freuen uns, dass Sie beim Preisausschreiben der Stadtpostille gewonnen haben. Gerne begrüßen wir Sie samt Familien als liebe Gäste in unserer Kleingartenanlage Harmonie. Hier bilden Tradition und Fortschritt ummantelt von den Werten deutscher Kultur eine einmalige Symbiose unserer kleinen Gemeinschaft. Wir würden uns außerordentlich freuen, wenn sie nach Abschluss der Testwoche eine Garteneinheit übernehmen und Teil unseres Vereins werden würden. Wir erwarten Sie am 14. Juli um fünfzehn Uhr zu Kaffee und Kuchen. Unser Vorstand wird sie dann über die Beitrittsmodalitäten und Gartenordnung unseres harmonischen Miteinanders instruieren.“

„Piss die Wand an“, fühlte ich mich hofiert wie Tokiomotel beim Grammybrunch. „Die laden uns zu ner Kaffefahrt ein. Mal schauen, ob wir noch die Mücken für das Teil bis Sonntag zusammenschnorren können. Aber wir halten den Ball flach, die Woche kosten wir aus. Ohne Stress. Party bis zum Koma“
Am himmelblauen Sonntag trafen wir beladen wie die Packesel zum benannten Zeitpunkt in der Sommerfrische ein. 7 Paletten Herrenhäuser, 8 Gläser Bockwürstchen und eine Tube Senf. Wollten ja den Schreberheinis auch was bieten.
„Harmonie“ bestand aus einem mit grünem Jägerzaun abgegrenzten Areal, das etwa dreißig Parzellen beherbergte, verriet mein erster Blick. In einigen Teilen sonnte sich Senioren oder schürften Kaffee. Hey, geht es noch schlimmer? Wir wanderten durch sauberst geharkte Kieswege und exakt auf 1,24 m gestutzte Hecken. Die Sonne au den Schädeln und das Gefühl, in geheimer Mission unterwegs zu sein, in den Herzen.
„Spießeraltersheim im Grünen“, fluchte Zecke und schnippte die Überreste der Selbstgedrehten auf eine englische Rasenfläche.
„Ist doch klasse“, widersprach ich und zeigte au ein mit Blumengirlanden verziertes Schild vor einer der Garteneinheiten. „Sonja und Frank, Herzlich willkommen.“
„Alter Schwede, die geben sich richtig Mühe“, brach ich ausnahmsweise mal ne Lanze für das Spießergesocks. „Sind ja auch Kinder Manitus, tun wir es ihnen gleich und machen einen auf Gentleman. Slow and easy. Und nachts, da geht die Lucie ab.“
„Du willst einen auf Schauspiel machen“; fragte meine Kamasutralehrerin mit gefährlichem Grinsen. „Nehmen die uns zwar nicht ab, bei unserem Outfit, aber für den Spaß, why not?“
„Jau“, begeisterte mich meine Idee sekündlich mehr. „fahren wir die lasche Tour und infiltrieren die Bande. Johnny Rotten ist ja auch nicht bei der EMI reingeschneit und hat ‚Fuck you!’ gebrüllt.
„Alter“, strahlte mein Himmelsnektar.“ Du bist der Schwanz und ich die Muschi. Pure Liebe.“ Nach einem mehrminütigen Slo-Mo-Kiss schleppten wir unsere Vorräte in die unverschlossene Blockhütte am Ende des Gärtchens. Wie geil war das denn. Gemütliche braune Ohrensessel, ein urwüchsiger Holztische und tatatä ein Kühlschrank. Rasch Bier und Würstchen verstaut.
„Hier lässt es sich aushalten“, brüllten wir synchron. Und dann war es soweit. Als wir mit einigen Bierchen dem Chill-Prozess frönten, klopfte es gut gelaunt an der Tür.
„Hallihallo, ist da jemand?“ jubilierte ein Altweibersophran wie auf Benezdrin. „Hier kommt das Begrüßungskommittee.“
„Heilige Scheiße“, säuselte meine Liebste, „Was für Pillen hat die Trulla denn geschmissen.“
„Contenance, mein Erdbeersorbet. Kehren wir heute unsere liebenswürdigste Seite raus. Spielen wir wie Bogart und Bacall den großen Spießerblues.“
„Okay“, rotzte mein Zeckchen entschlossen auf den Holzdielenboden. „Herein“, reif sie mit dem Flair eine ganz ganz großen Aktrice, was mein Herz zum Pumpen brachte. Was für eine Perle.
Hereinspazierte ein Spießergespann aus dem großen Buch der Klischees. Sie im Dirndl, Fresse weit über Verfalldatum. Er Gummistiefel trotz Sonnenschein, kariertes Hemd und Pornobalken über der Oberlippe. In den Händen trug sie eine Platte mit Kuchen, sah nach Schokolade aus.
Bei unserem Anblick erstarb das verstrahle Spießerlächeln wie bei Karl Moik bei einer Alkoholkontrolle. Dabei sind wir doch wirklich gelungene Exemplare der Gattung Mensch.

Nach einer Minute betretenen Schweigens hatten sich die beiden gefangen. „Ähm, ich bin der Werner“, stellte sich der Schnauzbart vor.
„Ich bin Wilma die gute Seele des Vereins und ihr seid die Sonja und der Frank?“
„Für Freunde Zecke und Pickel“, stellte meine Karmapartnerin uns vor. „Wollt ihr Würstchen? Brot haben wir leider vergessen.“
„Nette Namen“ befand Wilma nach einer Gesichtsbewegung, die wie ein Würgen aussah.
„Wir haben bereits gegessen“, ergänzte Werner. Vielleicht fuhr er den Veganertrip.
„Kein Problem“, beeilte ich mich. Sollte nicht glauben, dass sie uns beleidigt hätten.
„Wie gefällt euch den unser kleines Refugium der Harmonie?“ schlug Wilma Konversationston an. „Wir haben vor zwanzig Jahren beschlossen, uns einen Zufluchtsort vor der Hektik des Alltags zu errichten. Ruhe und Entspannung in der Natur mit Gleichgesinnten. Aber langsam geht uns der Nachwuchs aus. Daher haben wir zu der ungewöhnlichen Methode gegriffen, einen Schrebergartenaufenthalt in der Zeitung zu verlosen.“
„Piss die Wand an“ fühlte ich mich echt ergriffen. Gar nicht so übel die Bagage.
„Bitte?“, fragte Wilma etwas konsterniert.
„Was hast du noch mal gesagt, Frank, äh, Pickel?“
„Piss die Wand an, rechts, links, in der Mitte, oben und unten. Ihr spielt hier einen geilen Grove. Back to nature, PUNKS NOT DEAD. Wir sind eure Leute.“
„Was heißt denn“, dramaturgische Pause „Piss die Wand an?“, der Typ schien ein (S)checker zu sein.
„Piss die Wand an sagen coole Typen“, klärte mein Aphrodisiakum bereitwillig auf.
„Wenn etwas toll ist, Mann, Piss die Wand an. Wenn du den Langeweileblues schiebst, hey, Mann, Piss die Wand an. Oder du siehst nen heißen Macker. Wow, Piss die Wand an. Stammt aus nem mega abgefahren Streifen mit Jonny Depp. Der lebt genauso auf der Überholspur wie wir. Coole Scheiße.“
Meine Sahnetorte ist eine hammermäßige Alte. Optik grandios. Herz giga, und der Body ... Aber manchmal haut sie einfach unbedachte Worte aus ihrem Kopf. Coole Scheiße war ein definitiv zu harter Ausdruck für die Schmalspurkomiker. Ich sah es an ihren Fressen. Vielleicht können sich auf unserem Planeten Spießer und Revolutionäre einfach nicht annähern.
„Ein Stück Nusstorte?“, fand Wilma am Raschensten die Fassung wieder. Ey, ne, wie konnte ich nur auf die Idee kommen, dass Spacken und Macker wie wir zusammen abhängen können. Verschiedene Sprachen, verschiedene Lebensentwürfe. Beim Kuchen würden sie anfangen, die klein karierten Regeln ihrer Zombikolonie zu erklären. Fuck. Hecke 1,2 m hoch, kein offenes Feuer, keine Mucke außer Stefan Ross. Tötörötötö. Aber wir waren ja Bogart und Bacall. Den Movie bis zum Abend durchziehen und dann Hasta la vista Baby.

Höflich wie englischer Adel mit Stock im Arsch nahmen wir uns zwei Stückchen. Eines muss man den Pennern ja lassen, backen können sie. Schokoladig, nussig, ein wenig cremig. Und nach dem dritten Bissen - glaubt es oder nicht – veränderten sich Wilmas und Werners Optik. Irgendwie ne Mischung aus zart blau und Propeller um die Schädel. Very Strange. Alles langsam und schnell zugleich. Mein Törtchen – ich meine meine Torte, nicht den Kuchen – starrte mich mit ihren großen blauen Augen an. Wow, wirklich die ein Hammer die Frau.
Da hörte ich, wie aus einem entfernten Universum, Werner rumlaberte, naja, klang mehr wie son Chor aus nem Bach Oratorium.
„Die passen nicht zu uns, zu spießig!“
„Hast du die Wurstgläser gesehen? Kein savoer vivre. Zu einer Orgie können wir die nicht überreden. Sind wahrscheinlich streng monogam.“ Lästerte Wilma.
„Ich hatte ja gehofft, dass der Spacecake sie auflockert. Bezweifele aber das das funktioniert. Sie sind ja völlig borniert in ihrem Spießermikrokosmos verhaftet. Nachher schleppen die uns noch Gartenzwerge an. Wir sagen ihnen später, dass sie nicht zu uns passen. Alleine wie die Reden, wie Punk Opis. Wir brauchen frischen Wind.“
Ich verstand nicht, was sie sagten, aber zu mindest, der Film in meinem Kopf wurde immer bunter und schöner. Der Ausflug in die Harmonie hatte sich echt gelohnt.


   
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Wieso stellst du eigentlich immer so dermaßen überzogene Ansprüche an dich selbst? Ist dir schon mal aufgefallen, dass es außer dir keinen Menschen auf dieser Welt gibt, der dich so kritisch beäugt und wertend unter die Lupe nimmt, wie du es tust? Ist dir eigentlich bewusst, dass du allein in jedem Augenblick für dich die Entscheidung zwischen Himmel und Hölle, zwischen Paradies und Folterkammer triffst? Hey, all die kleinen Fehler und Macken, die du so eifrig kaschierst und versteckst, jene kleine Abweichungen vom Allgemeinen oder dem, was manche Menschen als Norm bezeichnen, all das, was du versuchst unerbittlich auszumerzen – gerade das ist es, was dich so einzigartig, so unverwechselbar, so liebenswert macht. Hast du dir zu Bewusstsein geführt, dass es dich nur ein einziges Mal gibt, das es keinen Menschen auf dieser Erde gibt, der dir auch nur annähernd gleicht? All die Menschen, die in deinem Leben sind, die dich achten, lieben und schätzen, die deine Gegenwart wünschen und deine Nähe suchen, all diese Menschen wählen dich gerade auf Grund deiner so unvergleichbaren Eigenheit, deinem so sein. Der Volksmund weiß, dass dort, wo Licht ist immer auch Schatten ist... Und ich weiß, dass du weist, bewusst oder unbewusst, vielleicht bereits jetzt oder möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt in der nahen Zukunft, dass dich all jenen kleinen Züge, die dich scheinbar störten, als dir noch nicht klar war, das sie zu dir gehören, so menschlich machen, so zugänglich, so nahbar. Und das ist es doch, was du letztendlich bist: Ein Mensch unter Menschen.

Ein Mensch, der auf der Suche nach dem Glück ist. Ein Mensch, der danach strebt, die faszinierenden Tiefen des eigenen Selbst zu erforschen und anderen im Wunder der Begegnung ein klein wenig näher zu kommen. Wie erleichternd, wie unglaublich befreiend ist es, dir jetzt zu erlauben, mit offenen Karten zu spielen, die Masken fallen zu lassen und dein wahres Gesicht zu offenbaren? Wie überrascht wirst du sein, wenn du feststellst wie unhaltbar, überflüssig ... und ja, jetzt lächelst du sogar, nein, ich sehe ein Schmunzeln oder bahnt sich da vielleicht ein leises, noch ein wenig zurückhaltendes Kichern an? Spür das wunderbare Gefühl, von jener Last befreit zu sein, die so erdrückend schien, damals als du noch nicht verstanden hattest, wie unnötig und absurd sie war. Genieße die Leichtigkeit und das berauschende, überwältigende Gefühl, nun all die Energien zur freien Verfügung zu haben, die zuvor im verstecken deiner kleinen Unzulänglichkeiten gebunden waren. Schau hinaus in die Welt!

Um wie vieles satter und kräftiger sind all die Farben geworden, das tiefe Grün der Natur, das Blau der Flüsse und Meere? Wie viel heller und klarer erklingen die Stimmen der Vögel, Tiere und Menschen? Wie viel intensiver und berührender ertönt Musik, um wie vieles wohlriechender sind die Düfte der Welt? Sieh, was du siehst, hör, was du hörst und spür, was du spürst. Und dann geh raus und hab einen verdammt guten Tag in der sicheren Gewissheit, das es niemanden gibt, der so perfekt du sein könntest, wie du es schon immer gewesen bist.


   
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„Ich habe einen Traum“ er löst mühsam den Blick von seinen zusammengefalteten Händen und lässt ihn in der Runde schweifen „er wiederholt sich seit drei Wochen jede Nacht. Ich bin am Tresen einer Bar. Das Licht spiegelt sich in den unzähligen Flaschen. Ich hebe den Kopf und blicke in die Mündung einer Waffe. Ich kann nicht genau erkennen, wer sie mir direkt vor den Kopf hält. Vom Schuss wache ich auf.“ Sein Blick wird hart. „Sie mögen das alles für ein Spiel halten, aber es ist mir sehr ernst. In meinem Beruf habe ich gelernt, völlig auf meine Intuition zu vertrauen. Ich habe für mich beschlossen, so nicht sterben zu wollen. Und hier,“ er schüttelt eine Zigarette aus der zerknautschten Packung in seiner Hemdtasche „hier kommen Sie ins Spiel.“

Erst beim zweiten Klicken lodert eine Flamme aus dem goldenen Zippo. Scharfer Tabakrauch saugt den leichten Benzingeruch auf. Mit jedem Zug scheint seine Gestalt auf dem Hocker zu wachsen. In das Schweigen hinein fixiert er jeden von ihnen ein paar Sekunden. „Sie sind hier, um meine Chance zu erhöhen, dass ich dieses Treffen überlebe.“

Die Männer um ihn werfen sich ungläubige Blicke zu. Sein Gegenüber zuckt die Achseln. Seine 1,90 in schwarz und tarnfarben bequem auf diesem kleinen Stuhl unterzubringen scheint ihm ein viel drängenderes Problem zu sein.

Sein rechter Nachbar ergreift so zuerst das Wort „Ich möchte es in erster Linie begrüßen, dass Sie sich entschlossen haben, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich kann natürlich nicht für meine“ er macht eine kurze Pause um das richtige Wort zu finden „Mitstreiter sprechen. Aber ich bin mir sicher, dass Sie diesen Traum sehr ernst nehmen sollten. Träume sind ein Weg unseres Verstandes, uns Botschaften zu schicken. Ich möchte, dass Sie sich ein wenig zurücklehnen und sich noch einmal genau die Situation vergegenwärtigen: Sie sind also in der Bar...“ er ignoriert ein verächtliches Schnauben zu seiner linken. „vielleicht beschreiben Sie uns noch ein wenig genauer, sie sehen sich selbst am Tresen, also im Mittelpunkt... Ich brauche da noch ein paar Einzelheiten, mit denen ich arbeiten kann. Beschreiben Sie uns doch mal die Szene.“

Während seiner Worte ist die Aufmerksamkeit seines Gastgebers deutlich abgesunken. Suchend schweift sein Blick im Raum umher. Je näher die Glut seinen Fingern rückt, desto unruhiger rutscht er auf seinem Sitz hin und her. Eine raue, riesige Hand schiebt das silberne Schild in die Mitte des Tisches. DANKE, DASS SIE HIER NICHT RAUCHEN Dankbar lässt er die Asche auf das Metall fallen. Zum ersten Mal huscht ein Lächeln über sein Gesicht.

„Bitte konzentrieren Sie sich“ in den betont professionellen Ton scheint sich eine Spur Ärger gemischt zu haben. Oder liegt es an der Geste, mit der er den Kragen des Rollis hochschlägt? Er mag es nicht, ignoriert zu werden „denken Sie stets daran, dass Sie immerhin zu mir, ... , zu uns gekommen sind. Also, bitte erinnern Sie sich... Sie sind in dieser Bar... Was ist da noch...“ Es besänftig ihn sichtlich, dass ein Patient in tiefer Konzentration die Augen schließt.
„Ich höre Stimmen, keine Ahnung was die sagen. Und Musik, nichts weltbewegendes, vielleicht einen dieser Radiosender, denen man kaum noch entkommen kann. Sie wissen schon Radio Lalala, nur wir spielen die schönsten 90er, 80er und das Beste von heute „Mmh“ „Es riecht leicht nach Tabak und Whisky.“ „Sie sitzen also in der Bar. Gespräche und Musik plätschern durch den Raum. Es riecht nach Kneipe. Wie geht es Ihnen dabei?“ Ein kurzes Schweigen. Die Stimme klingt überrascht „Naja, irgendwie, nun, wie soll ich es sagen. Erleichtert. Als hätte ich eine schwierige Situation gemeistert.“

Er schlägt die Augen auf. Sein Gesprächspartner lehnt sich betont langsam in seinem Stuhl zurück. Jede Geste signalisiert: „Siehst du.“ Ein tiefes, höhnisches Lachen zerstört die Magie des Augenblicks. „Und dann kommt jemand rein und erschießt Sie. Da können Sie sich ja wirklich freuen, dass Sie in dem Moment gut drauf waren.“ Der böse Blick aus dem Rolli scheint Flecktarn nichts auszumachen. „Ich mein, mir ist das egal. Solange Sie mich bezahlen kämpfe ich auch gegen Traumgestalten.“

Der dritte Mann, der bisher geschwiegen hat, greift nun vermittelnd ein „Egal ob real oder nicht. Jeder von uns wird alles tun, um Ihnen zu helfen. Immerhin beschäftigt Sie dieser Traum sosehr, dass Sie uns zu dieser kleinen Konferenz geladen haben. Auch wenn der Ort“ er wischt ein imaginäres Staubkorn von seinem schwarzen Anzug „ein wenig ungewöhnlich ist. Aber nun gut, mein Sohn, es muss einen Grund geben, warum Sie dieser Traum Nacht für Nacht, quält. Ja, ich spreche mit Absicht von Qualen. Auch wenn Sie sich erleichtert fühlen mögen, einer Waffe Aug in Aug gegenüber zu stehen, jede Nacht, den Schuss zu hören,... das kann keine angenehme Erfahrung sein. Die entscheidende Frage ist doch: Warum werden Sie jede Nacht von einem Unbekannten erschossen? Was haben Sie getan, dass so einen Hass hervorrufen könnte?“ Seine Augen leuchten gütig. Sie scheinen zu sagen, hey, zusammen haben wir alles im Griff. Egal, was Du mir gleich antworten wirst, ich werde Dich nie verurteilen.
„Nun ja, getan“ nicht nur seine Achseln, sein ganzer Körper scheint zu zucken „auf jeden Fall nichts, was so etwas rechtfertigen würde. Ich habe niemanden getötet oder verletzt. Ich habe keine Affäre oder habe jemanden um sein Vermögen gebracht.“ „Nun ja, das Alles hast Du also nicht getan. Aber etwas hast Du doch getan, oder?“ „Ich bin kein Heiliger. Sie alle kennen ja das Sprichwort von dem Zweck und den Mitteln. Vielleicht hätte ich das eine oder andere Mal ein wenig netter sein können, aber das ist doch kein Kapitalverbrechen oder?“ Sein Ton wird langsam ein wenig aggressiv. Sie sollen ihm doch helfen. Statt dessen wird er hier an den Pranger gestellt. Tief durchatmen. Sie sind alle nur wegen ihm hier. Er hat die Kontrolle.

„OK. Ich tue jetzt mal so, als ob das alles wirklich passieren wird. Da wird sich jemand vor sie hinstellen, und ihnen eine Waffe an den Kopf halten. Ich werde Sie natürlich mit meinem Leben beschützen. Das ist immerhin mein Job. Aber sollte ich mal nicht hier sein, wird Ihnen die hier beistehen.“ Er zieht einen leicht ölig glänzenden Revolver hervor und legt ihn neben das Whiskyglas auf den Tresen. „Vorsicht, die ist bereits geladen. Sieben Schuss. Hier entsichern, da spannen, da abziehen. 100 prozentig zuverlässig.“

„Sie können ihm doch keine Waffe geben.“ „Hey, er fühlt sich bedroht, damit kann er sich, sollte er recht haben, verteidigen.“ „Er braucht eine andere Art von Hilfe.“ „Ja, auf ihrer Couch.„Besser als in einem Beichtstuhl.“

„RUHE.“ Als er wieder ihre Aufmerksamkeit hat spricht er weiter. „Wir sind alle hier, um gemeinsam etwas zu finden, was ich tun kann. Was auch immer es ist, ich bin mir sicher, Ihr Streit, meine Herren, hilft mir nicht im geringsten. Ich möchte einfach nur, dass Sie mir helfen, neue Alternativen zu finden. Egal, wie absurd sie den anderen erscheinen mag.“ Er wendet sich um: „Eine Runde Whisky für alle bitte.“


Allein der Geruch scheint die Stimmung zu lösen. Die Diskussion verliert ihre Hitze. Ideen schwirren durch den Raum. Seine letzte Zigarette aus der Packung schüttelnd lässt er seinen Blick über seine Helfer schweifen. Wenn er sogar die dazu bringt, zusammen zu arbeiten... Eine tiefe Erleichterung überkommt ihn. Er ist auf dem richtigen Weg. Genussvoll zieht er an der Zigarette. Ob er die Waffe überhaupt braucht? Sie liegt schwer in der Hand. Spannen und entsichern. Das Kraftpaket hatte recht. Es ist wirklich einfach. Vielleicht sollte er auf Bier umsteigen. Sein Blick sucht den Barkeeper.

Der Knall eines Schusses hat Ähnlichkeit mit einem schwarzen Loch. Für kurze Zeit verdichtet sich die Realität und Raum und Zeit scheinen stehen zu bleiben.

Aus dem Radio plätscherte immer noch ein „90er, 80er und das Beste von heute“, es riecht immer noch nach Zigarette und Whisky. Aber die Energie ist anders. Alles konzentriert sich auf die Theke, an der ein Mann steht. Sein Lachen erfüllt den Raum. Was er wohl an den Scherben des Spiegels so komisch findet?

Am nächsten Morgen wachte er mit der Gewissheit auf, dass er zum letzten Mal diesen Traum geträumt hatte. Alle seine Helfer würden ihm von nun an für jede Herausforderung unzählige Lösungsalternativen zur Verfügung stellen.


   
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(@Anonym)
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Es ist noch gar nicht so lange her, als ich wieder mal total planlos durch Berlin kurvte. Das Navi war an solchen Tagen auch nicht sonderlich zielführend. Ab Tagen wie diesen eben, an Tagen, an denen Angela wieder mal halb Berlin für sich gepachtet hat. Na gut, was soll’s, ich muss zum Bahnhof, dachte ich, und da geschah es.

Eine kleine schwarz-weiße Katze sprang hinter einem Auto hervor und für einen kurzen Moment zwischen den Blicken auf das Tacho, den Rückspiegel und der Straße hatte ich das Gefühl, genau diesem kleinen Wollknäul in die Augen zu sehen. Genau in das Schwarze, das von einer grün blitzenden Iris umrandet war. Genau wie im Schlaf, oder würdet ihr Trance dazu sagen, trat ich die Bremse voll durch.

Ein dumpfer Knall, aber von hinten – Sch.... noch einer – auch von hinten – Mist – das gibt Ärger und am Kopf, der nun der langsam wieder zur Ruhe kam, fühlte ich die Beule wachsen. Nun musste ich nicht mehr zum Bahnhof, aber aussteigen, und mein erster Weg wurde mir von einer hysterischen Frau versperrt, die irgendwas sagte wie „Wieso...“ keine Ahnung – mein Auto naja ging so – ihres sah schlimmer aus, hihi.

Was ist eigentlich mit der Katze, fragte ich den älteren Herrn, der auf mich zukam, aber ich erntete nur verständnislose Blicke – oh, der Fahrer des zweiten Wagens. Ich dachte noch, wird schon nicht so schlimm sein und begab mich – natürlich nachdem ich die Polizei gerufen hatte – auf den Weg zur Suche! Irgendwo musste sie sein, die Katze. Hoffentlich hat sie es geschafft, liefen meine Gedanken davon und ich ihnen hinterher.

Da war sie. Ich traute meinen Augen kaum. Sie sitzt – als wäre nichts geschehen – vor meinem Auto. Sieht mir wieder mitten in die Augen, und als ich mich zu ihr bücke, ich glaube es selbst heute noch leicht, sagt sie in einem völlig selbstverständlichen Ton:

„Reine Nervensache! Darf ich einsteigen?“

Was danach geschah, müsst ihr euch von ihr erzählen lassen – ich weiß nur noch, es dauerte noch sehr lang.

Felix lebt heute noch bei mir und manchmal unterhalten wir uns stundenlang.


   
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