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Verantwortung vs. Schuld


(@julian)
Mitglied Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 4664
Themenstarter  

Hallo allerseits,

Shades hat mir ja schon so einige Lernerfahrungen beigebracht, doch eine ganz spezielle geht mir seit Monaten nicht aus dem Kopf. Damals war er noch nicht (ganz) Stubenrein, und ich fand in einem Forum im Internet eine spannende Empfehlung, wie man dafür sorgt, daß der Hund Stubenrein wird:

Man nehme eine dicke Zeitung und wickele sie richtig fest zusammen. So, daß eine Rolle entsteht, mit der man gut zuschlagen kann. Diese legt man bereit und schnell zugreifen zu können, wenn der Hund zum pinkeln ansetzt.
Sobald er dann in die Wohnung macht nimmt man die zusammengerollte Zeitung und haut sich selbst kräftig auf den Kopf. Dadurch lernt man am schnellsten, daß man (mal wieder) die Zeichen übersehen hat, die der Hund stets gibt, wenn er pinkeln muß.

Ohne mir auf den Kopf zu hauen habe ich gerade diesen Rat doch sehr ernst genommen. Ich kann es nicht erklären, und ich könnte keinem Außenstehenden vermitteln, wie Shades kommuniziert, daß er mal muß, doch ich kann inzwischen problemlos unterscheiden, ob er pinkeln oder kacken muß. Als z.B. eine Seminarteilnehmerin aus Hamburg kurz mit ihm Pinkeln war und wiederkam habe ich ihn nur einmal angeguckt und wusste, es reicht noch nicht, er braucht noch eine kleine Grasfläche zum kacken.

Wie ist das nun also mit "Schuld" und "Verantwortung"? Vielleicht ist es nicht nötig, die Schuld auf sich zu nehmen, wenn der Welpe in die Wohnung macht. Kaum ein Hund ist direkt und hundertprozentig Stubenrein, jeder Hundebesitzer, der einen Hund schon als Welpen zu sich genommen hat, dürfte die Erfahrung mit Pippi in der Wohnung haben.
"Schuld" ist er nicht. Doch wenn er die Verantwortung übernimmt, dann hat er die besten Möglichkeiten, das zu ändern. Im Umkehrschluß: Wenn ich mich aus einer Sache rausziehe mit dem Satz "Dafür bin ich nicht verantwortlich" und es in wirklichkeit (gefühlt) die Verteidigung "Daran bin ich nicht schuld" ist, dann nehme ich mir doch jede Möglichkeit, etwas daran zu verändern.

Verantwortung übernehmen bedeutet nicht "Schuld" zu übernehmen. Verantwortung übernehmen bedeutet, Handlungsfähig zu sein. Dinge verändern zu können. Eine Führungsrolle zu übernehmen. Ob ich nun "Schuld" bin oder nicht, Verantwortung übernehme ich in der Regel. Und ich bin mir auch ganz bewusst: Wenn ich mich entscheide, die Verantwortung für ein Thema nicht zu übernehmen, dann ist das gleichzeitig auch die Entscheidung, es nicht zu verändern.

Die Zeitungsrolle ... ist eine gute Erinnerung!

Alles Liebe, Julian!


   
Zitat
(@gerald)
Eminent Member
Beigetreten: Vor 11 Jahren
Beiträge: 26
 

Hi Julian!

Hab es grad erst gefunden.
Klasse! Dafür gibt´s aber einen dicken Plus von mir 😉

Leider wird in unserer Gesellschaft immer erst nach einem Schuldigen gesucht.
Oft hab ich dabei den Verdacht, dass es überhaupt nicht darum geht etwas zu verändern. Hauptsache schuld ist schon mal jemand.

Es ist doch eigentlich ein viel besseres Gefühl, selbst schuld zu sein, sprich etwas verändern zu können.
Tschuldigung, natürlich selbst die Verantwortung zu haben 😉


   
AntwortZitat
(@julian)
Mitglied Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 4664
Themenstarter  

Hagen Rether forumliert so schön:
"UNICEF ist unser Ablass".

Ja, mir scheint, vielen geht es um "Schuld suchen" und um "sich freikaufen", nicht jedoch um "Verantwortung übernehmen" und "Die Welt verändern/verbessern".

Alles Liebe, Julian!


   
AntwortZitat
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