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Der Tanz


(@Anonym)
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Es ist ein kalter weißer Winter, draußen ist es zu dieser Zeit schon dunkel und die hellen Lichter aus der Ferne, lassen mich immer müder werden. Irgendwo habe ich meinen Wohnungsschlüssel verloren. Der Weg zurück zum Kindergarten würde jetzt nichts bringen, denn im Kindergarten ist kein einziger Mensch weit und breit. Der kalte Wind weht mir ins Gesicht und lässt meine warmen Tränen gefrieren. Ich reibe meine Hände am Körper um irgendwie noch ein bisschen Restwärme zu bekommen, doch dieses ständige Zittern nimmt mir meine letzte Kraft. Meine Finger fühlen sich ganz komisch an und beim tiefen ein und ausatmen spüre ich sogar die kalte Luft in meinen Lungen. Ganz langsam werden meine Augen schwerer. Ich schließe meine Augen und erinnere mich an die Worte von meiner Mutter. Wie ein Geräusch aus weiter ferne höre ich aufeinmall eine Mädchenstimme, spüre wie meine Hände wieder ein Gefühl entwickeln und sich mit wärme füllen. Ich öffne meine Augen und sehe eine bezauberndes lächeln vor mir. Es fällt mir ersichtlich schwer wachzubleiben, doch irgendwie hat sie es geschafft mich wach zu halten. Sie zeigt mir wo sie wohnt und fragt ob ich mitkommen möchte. Ich schaue zum Haus rüber, sehe das angenehme orangene Licht am Fenster und nicke einverstanden. Als wir ankamen bekam ich ein eigenartiges Gefühl. Als würden zahlreiche kleine Nadeln an meinen Körper stechen und das kalte Wasser, beim waschen meiner Hände fühlte sich sogar wie warmes Wasser an. Doch komischerweise fühlte es sich für mich gut an. Ihre Mutter brachte mich zu einer gemütlichen Couch und deckte mich mit einer warmen Wolldecke zu. Und auch der leckere Duft vom Tee, füllte meine Lungen wieder mit Wärme. Nun liege ich entspannt da, eingekuschelt in einer warmen Decke und trinke was Schönes. Das Zimmer in dem ich lag, machte einen sehr beruhigenden Eindruck. Das gedämpfte Abendlichlicht, ließ meine eingefroren Tränen wieder auftauen und trocknete sie mit Liebe. Ein Kamin und die altmodischen Schränke schmückten den Raum mit etwas klassischen. Und im gesamten Raum duftete es zusätzlich noch nach Lilien. Ich sah wie die Mutter vom Mädchen zum Telefon ging und scheinbar ein wichtiges Gespräch anfing. Holte nochmall einen tiefen Atemzug und nahm genussvoll ein Schluck vom leckeren Vanille Tee. Plötzlich setzte sich das Mädchen am Fußrand zu mir und fragte mich wie es mir geht. Ich sagte ihr wie ich mich fühle und dass mir innerlich immer noch ein bisschen kalt ist. Sie lächelte mich ganz verschmilzt an und wir unterhielten uns weiter. Es stellte sich heraus, dass das Mädchen ein par Jahre älter als ich ist und seid längerer Zeit leidenschaftlich tanzen geht. Es macht mich traurig, wenn ich dich hier so liegen sehe. Andersrum sieht es aber auch lustig aus, wie du dich hinter der Tasse klammerst. Sagte sie zu mir. Komm ich zeig dir was Schönes. Sie nahm meine Hand und fing mit mir zu tanzen an. Ich war ersichtlich überfordert mit der Situation, denn schließlich habe ich noch nie richtig getanzt. Die einzelnen Schritte waren sehr kompliziert für mich. Eigentlich war ich viel mehr beim stolpern, als irgendeinen schönen Tanzschritt hinzubekommen. Jedoch war es unglaublich zu beobachten, was für eine Leidenschaft dieses Mädchen beim tanzen entwickeln kann. Wir tanzten gemeinsam weiter und es fing an mir Spaß zu machen. Mein Herz fing vor Freude an, etwas schneller zu schlagen und ganz langsam taute ich innerlich auf. Endlich war mir wieder warm und der kalte Winter schon längst in Vergessenheit. Es klingelte und eine besorgte Mutter stand mit Freudetränen vor der Tür. Hätte ich gewusst, dass mein verlorener Wohnungsschlüssel die halbe Gegend zum nach mir suchen gebracht hat, wäre ich vielleicht im Kindergarten geblieben. Ich rannte zu meiner Mutter und umarte sie vor Freude. Am nächsten Tag wollte ich wieder zu den Mädchen gehen um mich bei ihr zu bedanken, doch leider ging da niemand an die Tür. Ich erfuhr mit der Zeit, dass ihre Eltern wegen beruflichen Gründen verreisen mussten. Mittlerweile bin ich ein junger erwachsener Mann geworden. War in zahlreichen Tanzschulen und an verschiedensten Orten um dich vielleicht wieder zu sehen, jedoch vergeblich. Junge Dame, ich Danke dir vom ganzen Herzen für den einen tollen Tanz mit Dir.


   
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