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Ich kriege eine Krise! (die Ansprüche an Trainer)


(@julian)
Mitglied Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 4664
Themenstarter  

Hallo allerseits,

hin und wieder erlebe ich Dinge, wo ich am liebsten nur noch mit dem Kopf gegen die Wand schlagen will. Es ist für mich unfassbar, was für Einstellungen manche Menschen haben, die sich "Trainer" nennen.

Jüngst meldete sich ein ehemaliger Teilnehmer, der bei mir vor einigen Jahren den NLP-Practitioner und den NLP-Master gemacht hat, mit folgender Mail:

(...) Und bin seit einem Jahr selbständig in meiner eigenen Praxis. Und mir ist es wichtig, Menschen die offen sind für ein neues Bewusstsein zusammen zu führen. (...) Ich bin innerlich ganz schön gewachsen. Ich tauche nicht mehr ständig in der Schwere rum und rupfe eine Wurzel nach der anderen aus dem Acker, sondern bin in der Leichtigkeit des SEINS unterwegs. Und das Beste ist…endlich „darf“ ich meine FREUDE leben. Und genau das…also die FREUDE sehe ich als meine „Berufung“ in die Welt zu bringen.

Und aus einem Impuls heraus, bist Du mir heute in den Sinn gekommen, welchen ich gleich nachgehe, dich einfach mal etwas zu fragen. Ich weiss, du bekommst bestimmt sehr viele Anfragen von ehemaligen NLP Teilnehmern, doch ich frag dich trotzdem…wie gesagt möchte ich gerne die FREUDE in die Welt bringen …denn ich „bin“ die FREUDE und ich bin zert. Lachyogatrainer und hab mir gedacht, Lachyoga passt super zu NLP. Gute Gefühle aktivieren, raus aus dem Kopf…rein ins Gefühl, Bauchweh vor lachen haben, die Dinge nicht mehr so ernst sehen, Befreiung und dann das Ganze…das gute Gefühl gleich „ankern“…Somit Leichtigkeit und Freude verbreiten. Was meinst Du, ich als Lachyoga-Trainer bei deiner NLP Ausbildung. Boah…das wäre super…gerade hüpft mein Herz vor FREUDE.

Meld dich einfach mal kurz durch, ob es sich stimmig für die anfühlt. Ich freu mich, von Dir zu hören.

(*den Text habe ich leicht verfremdet und eindeutige bezüge rausgenommen um ihn zu anonymisieren*)

Bei der Mail hatte ich dann also den Eindruck, der Teilnehmer hat für sich etwas wichtiges gelernt: Lachen können. Trotzdem ist mein Anspruch an Trainer, die ich im Seminar einsetze, höher, als eine Lachtyoga-Trainerin-Ausbildung. Gerade die Yogalehrerausbildungen sind ja heute "in Mode". Manchmal habe ich den Eindruck, es gibt mehr Yogalerer als Yogaschüler.

Im Kern fühlte es sich für mich einfach so an, als ob dieser Teilnehmer "seine Berufung" gefunden hat und nun nach Teilnehmern sucht, die er dazu missbrauchen kann, sich seine eigenen Ziele zu erfüllen. Mir geht es um Trainer, die "für die Teilnehmer" da sind. Laut der Beschreibung jedoch hatte ich den Eindruck, dieser Trainer sucht Teilnehmer, die "für Ihn" da sind.

Für mich sind das Kernpunkte eines guten Trainers: Die eigenen Bedürfnisse zu kennen und den Teilnehmern gegenüber zurückzustellen, damit der Trainer wirklich für die Teilnehmer da ist!

Daher habe ich geantwortet:

Daß Du ganz schön gewachsen bist zweifele ich nicht an, allerdings fühlt es sich für mich zum Momentanen Zeitpunkt nicht rund an, mit Dir als Trainer zusammenzuarbeiten. Es ist schön, daß Du "Freude in die Welt" bringen willst, doch bei mir im Seminar geht es mir nicht um die Selbstverwirklichung von Trainern, sondern um die Teilnehmer.

Über diesen Text habe ich tatsächlich lange nachgedacht. Ich hatte vorher mehr geschrieben, es wieder weggekürzt und dann diesen kurzen Text mit einer klaren Botschaft abgeschickt.

Als von Ihr nur eine Bestätigung kam, daß es "für mich in Ordnung" ist, war ich irritiert. Da will jemand etwas erreichen, fragt aber nicht weiter nach? Hakt gar nicht nach in der Frage? Wie kommt das? Also habe ich noch einmal nachgehakt:

Ist mein Feedback überhaupt angekommen? 😉

Die Antwort empfand ich als ernüchternd:

Lieber Julian, da ich momentan meine Kraft nicht mehr in Rechtfertigungen und Erklärungen stecke, nicht mehr jedes Wort analysiere wie was gemeint sein könnte, und ich keine Therapiestunde von dir möchte, fühle ich auch gerade, das mit dir als Trainer eine Zusammenarbeit sich nicht stimmig anfühlen würde.

Bei solchen Antworten bin ich dann stets etwas sprachlos.
Da ist ein Trainer, der seinen Berufung "in die Welt tragen" will. Auf ein Feedback reagiert er jedoch nur mit "ich will meine Kraft nicht in Rechtfertigungen und Erklärungen stecken". Wie bitte? Wo bitte ist die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln? Sollte es nicht eine der wichtigsten Grundfähigkeiten eines Trainer sein, sich selbst zu hinterfragen?

Wisst Ihr, der Trainer, der da bei mir angefragt hat, das dürfte sich jetzt sowieso erledigt haben.
Doch ich hänge wirklich noch in diesem Thema: Bin ich da irgendwie auf dem falschen Trip? Waren meine Antworten wirklich etwas, das "Rechtfertigungen" nötig gemacht hätte? Sehe ich das alles zu eng und sollte ich "einfach mal machen"?

Würde ich mit diesem Trainer zusammenarbeiten, der so einfach aus dem Blauen heraus meint, es wäre eine geniale Mischung, Lachyoga in meine Seminare mit aufzunehmen (ohne auch nur zu fragen, was ich von Lachyoga halte oder ob ich vielleicht schon irgendwelche Erfahrungen damit habe), nur weil es gerade seine Berufung ist, dann hätte ich das Gefühl, ich würde meine Teilnehmer verraten und verkaufen, und das sogar ohne jegliche Gegenleistung.

Übertreibe ich da?

Alles Liebe, Julian!


   
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(@huettie)
Estimable Member
Beigetreten: Vor 11 Jahren
Beiträge: 115
 

Danke für das schöne Beispiel zum Thema Reflektieren.
War halt ein Einstellungstest und er hat nicht bestanden :=) Schnell, effektiv und super Fallbeispiel 🙂

Deine Antwort war bei dem Ausbildungsstand von "fast Trainer" klar zu verstehen und zur Weiterentwicklung ausreichend.
Interessant bei der Antwort nur die Erklärung was er nicht möchte und die Formulierung "... mit Dir als Trainer ...", hääää. Ich dachte er wollte Mitarbeiten.

War halt ein Einstellungstest und er hat nicht bestanden :=) Schnell, effektiv und super Fallbeispiel 🙂

Und, ist Lachen so aufwendig das damit ein ganzes oder ein Teil eines Seminars gefüllt werden kann.
Ich kenne das nur mit anfassen, einer Lacht los,warten und irgendwann lachen alle. Dauert weniger als 15 Minuten, normalerweise.


   
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(@julian)
Mitglied Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 4664
Themenstarter  

Naja, ich frage mich halt wirklich ob ich an solchen Stellen zu hart bin.
Andererseits ... wie soll ich damit umgehen?

Da hat sich jemand seit einem Jahr selbständig gemacht. Mit einer Praxis und Lachyoga.
Auf genau dieser Grundlage finde ich die folgenden Formulierungen schon sehr, sehr gewagt:

Was meinst Du, ich als Lachyoga-Trainer bei deiner NLP Ausbildung. Boah…das wäre super…gerade hüpft mein Herz vor FREUDE.

Der Job eines Trainers besteht nicht darin, Menschen zum Lachen zu bringen.
Wenn ich es ein wenig einschränke kann ich mir "Lachyoga" durchaus als Baustein in einer NLP-Ausbildung vorstellen: Genau da, wo ich gute Gefühle ankere. Aber einerseits ist das kein großer Zugewinn im Vergleich zu dem, was ich in dem Seminar selbst schon mache. Zum anderen darf es "höchstens" eine kleine Ergänzung sein. Bei der Beschreibung habe ich dagegen das Gefühl, hier hat sich jemand in Lachyoga verliebt, weil er es selbst macht, und meint nun, es wäre wichtiger als alles andere.

Letzten Endes fehlt mir die Demut. Wäre die Frage gewesen "Lieber Julian, wäre es möglich daß ich auf einem der Seminare mal vorbeikomme und ein oder zwei Stunden Lachyoga anbiete" hätte das durchaus passen können. Nur das war es eben nicht. Ich werde damit erst erschlagen, ohne Pacing oder sonstigen Rapport-Aufbau, und dann wird Feedback abgelehnt.

Dummerweise ... an sich ist das ein lieber, netter Mensch.
Wie hart dürfen Grenzen denn sein? Und muss es immer ich sein, der sie zieht?

Alles Liebe, Julian!


   
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(@jenny)
New Member
Beigetreten: Vor 10 Jahren
Beiträge: 2
 

Huettie hat die Antwort auf Deinen ersten Post auf den Punkt gebracht: "War halt ein Einstellungstest und er hat nicht bestanden :=)".
Ich persönlich finde Deine Reaktion weder ungewöhnlich, noch übertrieben oder zu hart. Es ist Deine NLP Ausbildung und daher liegt alles in Deiner Gestaltungsfreiheit: wer Trainer ist und welche Inhalte Du vermitteln möchtest. Für mich reicht das als Maßstab völlig aus ob es sich für Dich rund anfühlt oder eben nicht. Deine Antwort ist freundlich und höflich und eigentlich ist damit alles gesagt.

Deine Ansichten zu Lachyoga teile ich. Zugegeben: ohne zu wissen was das genau ist. Aber ich sehe das auch da ähnlich wie Huettie..... Klar, Lernen soll Spass machen, doch zum Lachen brauche ich nun wirklich keinen Kurs. :silly: :woohoo: 😆
Ich kann auch Deine Einschätzung bezüglich der Qualität des Trainings des Lach-Yoga-Trainers nachvollziehen und teilen.

Mit dem Begriff Demut tue ich mir schwer, in diesem Zusammenhang, aber ich glaube ich verstehe was Du meinst. Wenn jemand auf professioneller Ebene etwas möchte, dann muss er wissen wo er selbst steht und mit wem er spricht. Von Rapport und Pacing keine Spur in der Anfrage an Dich. Mich persönlich triggert eher die permanente Grossschreibung des Begriffs FREUDE. :dry:

Ob sich allerdings jemand weiterentwickeln möchte und dann auch noch in die Richtung, die zwar für Dich offensichtlich ist, aber augenscheinlich nicht für Dein Gegenüber könnte Dir eigentlich egal sein und darf in meiner Welt auch jedem selbst überlassen bleiben. Letztenendes spielt es keine Rolle wie richtig Du liegst (von der Formulierung "Therapiestunde" leite ich ab, dass Du schon ein relevantes Thema bei ihm/ihr erwischt hast), wenn jemand kein Feedback oder kein Coaching möchte, sollte das jedoch ok sein. Dass die Person dann nicht mit Dir arbeiten kann versteht sich wiederum von selbst.

Zu einer Antwort bewogen haben mich eigentlich Deine abschliessenden Fragen....
Wie hart dürfen Grenzen sein?
In meiner Welt so hart wie nötig um das funktionierende System zu erhalten, wobei der Zweck nicht die Mittel heiligt.
Musst immer Du die Grenzen ziehen?
Die Frage überrascht mich ein wenig. Ziehen musst Du sie immer. Ob Du sie verschiebst, bearbeitest, jemanden zeitlich begrenzt durchlässt... bleibt ja alles Dir überlassen. "Dein Leben, Dein Laden".... Wer sollte die Grenze denn sonst ziehen?
Und wie würde das aussehen?

Liebe Grüsse
Jenny


   
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(@julian)
Mitglied Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 4664
Themenstarter  

Hi Jenny,

vielleicht mache ich mir viel zu viele Gedanken und fange das dann zu lange zu erklären an. Wenn ich einfach "Nein" sage reicht das ja auch. Ich habe nur immer wieder das Gefühl, es wäre schön, noch Feedback und Erkärungen dafür mitzugeben, daß jemand auch was damit anfangen kann. Das führt dann aber in der Regel nicht zu einem "Aha, danke" sondern zu einem "Aber das stimmt doch gar nicht ...".

Wenn ich damit einfach aufhöre und Feedback ggf. nur noch auf Nachfrage liefere, dann wirke ich wohl viel überheblicher, gleichzeitig wäre es nicht so nervig, damit umzugehen. 😉

Alles Liebe, Julian!


   
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(@kermit)
Active Member
Beigetreten: Vor 10 Jahren
Beiträge: 10
 

Hallo Julian,
wie, einzig ein "Nein" und keine 1.000 Worte? Wo ist denn da der Reiz für dich ? 😉
Würde dir wirklich ein Nein ausreichen? Dir?

Der Punkt mit den Grenzen, den sollte wohl "jeder" für sich ziehen,.... nur kennt denn "jeder" seine Grenze?
Wie oft wird diese Überschritten und wir bekommen es gar nicht oder erst "viel später mit".

Und Lach-Yoga....
Hätte mir jemand erzählt das ich nackig in einer Schwitzhütte sitze, mit der Sonne Runen brenne und "Naturstoned" nach "mystischen Klängen" in einem Seminarraum tanze, hupfe und zappel, und das über ein ganzes Wochenende, hätte ich möglicherweise ähnlich geschmunzelt wie vielleicht mancher nun beim Lach-Yoga.
Stellen wir uns vor Sebastian würde mit uns "lachyogen", wären sicherlich viele Feuer und Flamme 🙂 ...ich einschließlich.
Schade das der Trainer,..... einfach Ausgedrückt,... "angepisst war". ..... doch wer mit dir, Julian, die Zunge kreuzt, mit den Worten, sollte diesen dann auch gewachsen sein 😉
Ich freue mich so mit also, auf wunderTolle Stunden ....auch gerne "lachyogen", mit den Trainern in unserer Großgemeinde - die aus meiner Sicht, dem Julian den wir kennen, sicherlich gewachsen sind 🙂
Gruß Marcus


   
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(@julian)
Mitglied Admin
Beigetreten: Vor 2 Jahren
Beiträge: 4664
Themenstarter  

Okay, Tacheles: Ich überlege schon länger, ob ich ein Yoga-Wochenende mit anbiete.
Da geht es dann aber nicht darum, daß sich ein Trainer gerade selbständig gemacht hat und nun Teilnehmer sucht, sondern da suche ich mir jemanden, der schon lange etabliert ist und fit in dem Thema. Die Yoga-Variante die ich anbieten will ist dann aber auch was anderes als Lachyoga, ich spreche vom therapeutischen Fliegen:

Alles Liebe, Julian!


   
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(@michaels)
Eminent Member
Beigetreten: Vor 10 Jahren
Beiträge: 20
 

Hallo Julian,

ich finde auch, dass ein "Nein" als Veranstalter als Antwort ausreicht. Wenn eine Erklärung dazu kommt, sollte derjenige sich dafür bedanken. Er bekommt ein Feedback!!

Was habe ich für mich bei Deinen Kursen gelernt? Mit einem ehrlichen Feedback kann ich mich weiterentwickeln und meine Baustellen erkennen. Okay, manchmal auch mit direkter Ansage. 😳

Ein Freund von mir sagt öfters "Einfach mal die Schnauze halten" und damit liegt er meist richtig. Bevor Mann/Frau antwortet, ist ein kurzes Reflektieren öfters sinnvoll.
Ich freue mich aber immer noch, dass Du Dir Gedanken über solche Mails machst und genauer hinschaust. Dazu fehlt mir des öfteren die Muße.

Zu dem geplanten Yoga:
Ich stelle mir gerade vor, dass (im Team befindliche) Trainer/Innen solche Übungen vormachen. Eine sehr interessanter Film :blink: 👿

Alles Liebe, Michael


   
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