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Ach ja, Therapeutin oder so


(@Anonym)
New Member Gast
Beigetreten: Vor 1 Sekunde
Beiträge: 0
 

Seit zwei Jahren arbeite ich wieder als Therapeutin. Davor eine längere Zeit mich wieder eingelesen, mich mit all dem theoretischen Gedöhns wieder vertraut gemacht, die Fachbegriffe wieder aus den hintersten Schubladen meines Kopfarchivs heraus gekramt. Mich auf den neusten Stand gebracht.

Jesses, waren dann die ersten Monate ein Krampf. Lehrbuchmäßig, vorsichtig, korrekt an die traditionellen Settings gehalten, verkrampft bis zum Anschlag. Ich glaub, ich war für meine Klienten die reinste Zumutung. Waren die geduldig mit mir. *lächel

Zum Glück halt ich so was nie lange selbst aus. Es grummelte, grummelte, grummelte in mir. Die Veränderung begann damit, dass ich anfing auf die Uhr zu sehen und nach pünktlich 45 Minuten die Ansage machte: „So, jetzt verabschiedet sich die Therapeutin, jetzt spricht Heidi mit dir!“ Die nächste Stunde war dann immer absolut der Hammer an konzentrierter Arbeit hart am Kern und die Therapiezeit pro Klienten bis zum vereinbarten Therapieziel verringerte sich insgesamt zügig und kontinuierlich.

Die Rückmeldungen kamen umgehend und ermutigten mich, mich einfach nur auf mich und meine Intuition zu verlassen: „Deine Stimme ändert sich, deine ganze Körperhaltung, dein Ton und deine Konzentration hat einen anderen Fokus. Du bist viel intensiver, näher und direkt am Punkt und lässt keine Tür offen stehen zum Abhauen. Das tut weh und verdammt gut“

Dann der Moment, als ich einfach auf die Grundregel pfiff und mein heulendes Gegenüber in den Arm nahm und völlig vergaß, dass da jemand mit vermeintlicher Berührungsangst vor mir sitzt. Wir haben uns dann nicht mehr einbekommen vor Kichern und Lachen. Das war für uns beide, auf unterschiedlichen Ebenen der Durchbruch.

Seitdem gebe ich mir immer mehr Raum. Lass es fließen. Gebe mich ganz und gar der Situation hin und verlass mich einfach darauf, dass ich genau in die richtige Kiste in mir greifen werde, passend für die genau jetzige Situation und für genau dieses, und nur dieses Gegenüber.

Und heute dann, provoziert durch meine Spiegelei bis hart an die Grenze, vielleicht sogar ein Stück drüber steht plötzlich der Klient vor mir und schreit mich sauwütend, ohne Sprachfehler, klar und deutlich in der Aussprache an: „Das bin ich nicht, ich bin nicht klein und brav und so verletzlich. Ich bin stark und saugut und ein Arschloch bin ich auch. Und das find ich Klasse. Ja, ich bin behindert, na und? Ich scheiß auf Mitleid, auf meines und auf Ihres scheiß ich auch!“ (Und noch so einiges mehr, was aber zu persönlich ist, um es hier aufzuschreiben).

Wow, war das gut! Wir haben beide gezittert vor Freude und all der Energie, die da auf einmal im Raum war. Danach änderte sich die ganze Form der Kommunikation zwischen uns. Alles hatte sich für ihn von Jetzt auf Gleich verschoben. Da stand auf einmal der Kerl vor mir, den ich von Anfang an in ihm gesehen hatte. Von dem ich so genau wusste, dass er da ist, da drinnen. Ich schwöre Euch, noch niemals in meinem Leben war ich mir so sicher wie in diesem Augenblick, dass ich eine verdammt gute Therapeutin bin! – wenn, ja wenn ich mir einfach voll und ganz vertraue und mich loslasse.

Ich wollte das jetzt einfach teilen mit Euch, weil ich grade sauglücklich bin. Punkt. Dankeschön fürs Zuhören :8:


   
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(@Anonym)
New Member Gast
Beigetreten: Vor 1 Sekunde
Beiträge: 0
 

Jaaaaaaaaaaaaaaaaaa....ich fühle es auch!!!!
Wirklich....was für ein tolles Menscdhenkind du bist

Ich mag es immer von idr zu lese...authentisch, wahrhaftig....mitten im Leben!

Dankeeeeeeeeeeeeeee!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


   
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(@Anonym)
New Member Gast
Beigetreten: Vor 1 Sekunde
Beiträge: 0
 

Zu-lesen

Sehr, sehr geil! :26::26::26::26:

Danke! :bravo::inlove:

Alles Liebe,

Mark


   
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(@maggi)
Famed Member
Beigetreten: Vor 10 Jahren
Beiträge: 3488
 

Hallo Heidi

Hattest du das schon einmal geschrieben..........alles kommt mir so bekannt vor.:16:
oder bin ich jetzt unter die Hellseher gegangen:17:

Lieben Gruß
Mäggi


   
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(@Anonym)
New Member Gast
Beigetreten: Vor 1 Sekunde
Beiträge: 0
 

Hallo Mäggi!

Och, vielleicht kommt es bekanntlich vor, weil ich oft aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und Momentaufnahmen heraus von mir erzähle. Im Fluss bin ich halt und da kann manches sich immer mal wieder zusammenfädeln und Widersprüchliches sich aufeinmal für kurze Augenblicke als stimmig Vertrautes anfühlen. Und gestern, das war einfach nur gut und reiht sich ein in all das Gute :1:

Ich denke, du bist keine Hellseherin, nenene ... ... ... ... eine wissende Wohlwohlende für mich eher :24:

Eine lieben Gruß

Heidi


   
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(@maggi)
Famed Member
Beigetreten: Vor 10 Jahren
Beiträge: 3488
 

Liebe Heidi

:26:Danke für deine Antwort

Nun brauch ich keinen Kursus zur Weiterentwicklung meiner angeblichen Hellseherei...erspart mir viel Zeit.:17:

Ich fand deine Entwicklung zu dem zu kommen was wirklich wichtig ist und auch die abgrenzung zum "Rudelverhalten" gut nachvollziehbar.
Leider wird diesem Trend des Rudelverhaltens oft viel zu viel Raum gelassen und das eigene Potential damit zumindest eingesperrt wenn nicht zugekippt.
Deine wirklich sehr schöne Darstellung zeigt wie sehr die eigene Identität wichtig ist.Aufgesetzte Dinge können in meinen Augen und auch nach meinem Bauchgefühl nie so perfekt umgesetzt werden wie Empathie die ja nicht im Helfersyndrom enden muß.
Ich habe einige Seminare besucht über Emotionale Intellegenz und habe für mich als oberstes rausgezogen das solange es mir gut geht und ich für mich in bester Weise sorge.........ich das auch mit andern kann.
Denn dann sind meine (Grund)Bedürfnisse befriedigt und ich kann mich voll und ganz auf etwas anderes konzentrieren.
Ich fahre damit sehr gut.....und ich denke du auch.:3:

LIeben Gruß
Mäggi


   
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(@Anonym)
New Member Gast
Beigetreten: Vor 1 Sekunde
Beiträge: 0
 

Oh oh ....

Mäggi wrote:

Hattest du das schon einmal geschrieben..........alles kommt mir so bekannt vor.:16:

Schon mal gesehen??! ... Du kennst es??! ... Manche nennen es Déjà-vu .....

Déjà-vu ? Wikipedia

-> "Fehler in der Matrix" .... Du bist auf einem guten und richtigen Weg!! :14:


   
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(@Anonym)
New Member Gast
Beigetreten: Vor 1 Sekunde
Beiträge: 0
 

ja, klasse!


   
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(@burmesteritzehoer-vl-de)
Eminent Member
Beigetreten: Vor 8 Jahren
Beiträge: 24
 

Garwall wrote:

Seit zwei Jahren arbeite ich wieder als Therapeutin. Davor eine längere Zeit mich wieder eingelesen, mich mit all dem theoretischen Gedöhns wieder vertraut gemacht, die Fachbegriffe wieder aus den hintersten Schubladen meines Kopfarchivs heraus gekramt. Mich auf den neusten Stand gebracht.

Jesses, waren dann die ersten Monate ein Krampf. Lehrbuchmäßig, vorsichtig, korrekt an die traditionellen Settings gehalten, verkrampft bis zum Anschlag. Ich glaub, ich war für meine Klienten die reinste Zumutung. Waren die geduldig mit mir. *lächel

Zum Glück halt ich so was nie lange selbst aus. Es grummelte, grummelte, grummelte in mir. Die Veränderung begann damit, dass ich anfing auf die Uhr zu sehen und nach pünktlich 45 Minuten die Ansage machte: „So, jetzt verabschiedet sich die Therapeutin, jetzt spricht Heidi mit dir!“ Die nächste Stunde war dann immer absolut der Hammer an konzentrierter Arbeit hart am Kern und die Therapiezeit pro Klienten bis zum vereinbarten Therapieziel verringerte sich insgesamt zügig und kontinuierlich.

Die Rückmeldungen kamen umgehend und ermutigten mich, mich einfach nur auf mich und meine Intuition zu verlassen: „Deine Stimme ändert sich, deine ganze Körperhaltung, dein Ton und deine Konzentration hat einen anderen Fokus. Du bist viel intensiver, näher und direkt am Punkt und lässt keine Tür offen stehen zum Abhauen. Das tut weh und verdammt gut“

Dann der Moment, als ich einfach auf die Grundregel pfiff und mein heulendes Gegenüber in den Arm nahm und völlig vergaß, dass da jemand mit vermeintlicher Berührungsangst vor mir sitzt. Wir haben uns dann nicht mehr einbekommen vor Kichern und Lachen. Das war für uns beide, auf unterschiedlichen Ebenen der Durchbruch.

Seitdem gebe ich mir immer mehr Raum. Lass es fließen. Gebe mich ganz und gar der Situation hin und verlass mich einfach darauf, dass ich genau in die richtige Kiste in mir greifen werde, passend für die genau jetzige Situation und für genau dieses, und nur dieses Gegenüber.

Und heute dann, provoziert durch meine Spiegelei bis hart an die Grenze, vielleicht sogar ein Stück drüber steht plötzlich der Klient vor mir und schreit mich sauwütend, ohne Sprachfehler, klar und deutlich in der Aussprache an: „Das bin ich nicht, ich bin nicht klein und brav und so verletzlich. Ich bin stark und saugut und ein Arschloch bin ich auch. Und das find ich Klasse. Ja, ich bin behindert, na und? Ich scheiß auf Mitleid, auf meines und auf Ihres scheiß ich auch!“ (Und noch so einiges mehr, was aber zu persönlich ist, um es hier aufzuschreiben).

Wow, war das gut! Wir haben beide gezittert vor Freude und all der Energie, die da auf einmal im Raum war. Danach änderte sich die ganze Form der Kommunikation zwischen uns. Alles hatte sich für ihn von Jetzt auf Gleich verschoben. Da stand auf einmal der Kerl vor mir, den ich von Anfang an in ihm gesehen hatte. Von dem ich so genau wusste, dass er da ist, da drinnen. Ich schwöre Euch, noch niemals in meinem Leben war ich mir so sicher wie in diesem Augenblick, dass ich eine verdammt gute Therapeutin bin! – wenn, ja wenn ich mir einfach voll und ganz vertraue und mich loslasse.

Ich wollte das jetzt einfach teilen mit Euch, weil ich grade sauglücklich bin. Punkt. Dankeschön fürs Zuhören :8:

Hallo Heidi,

wir kennen uns zwar nicht und dieser Beitrag von Dir liegt schon eine Weile zurück,außerdem bin ich erst kurz im Forum,(habe vor kurzem erst meinen Stud.Prac. in HH gemacht),aber ich habe schon einige deiner Beiträge gelesen(jetzt suche ich schon immer nach Dir, i.Forum)und irgendwie,wie soll ich sagen, haben Deine Beiträge oft meine Seele berührt und mich zum Nachdenken angeregt!
I C H höre Dir auf jeden Fall wahnsinnig gerne zu!!!Das musste ich jetzt einfach auch mal loswerden.

Herzliche Grüße von der Ostsee - Rita


   
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